Von Hegel zu Marx (TS A) Von Hegel zu Marx (TS B) Von Hegel zu Marx (TS C) Von Hegel zu Marx (Transkript der Radiosendung)
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Von Hegel zu Marx
Von Hegel zu Marx
Von Hegel zu Marx
Von Hegel zu Marx
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Meine Damen und Herren, am1 Ende der grossen2 Tradition abendländischer Philosophie stehen die Werke von Marx und Nietzsche in eigentümlichem Widerspruch gegen- und in eigentümlicher Entsprechung zueinander. Marx hat seinen Weg von Hegel - und Hegel war für ihn der Inbegriff aller vorangegangenen Philosophie - als eine Umstülpung, ein Vom-Kopf-auf-die-Füsse-stellen5 formuliert, sowie Nietzsche seine »Umwertung der Werte« selbst als umgekehrten Platonismus gedeutet hat. Auffallend in diesen Selbstinterpretationen ist, dass Umstülpung und Umkehrung ja nur innerhalb eines Vorgegebenen, das als solches erst einmal akzeptiert sein muss, vonstatten gehen kann. Die »Umwertung der Werte« dreht die platonische Werthierarchie um; sie begibt sich aber nicht aus dem Raum dieser Werte heraus. Etwas ähnliches6 geschieht, wenn Marx die Hegelsche Dialektik übernimmt und nun von der Materie statt vom Geist her den Geschichtsprozess beginnen lässt. Ein vergleichender Blick auf die zentralen Geschichtsdarstellungen Marx’s7 und Hegels genügt, um zu erkennen, dass es sich hier immer noch um eine fundamental gleiche Geschichtsauffassung8 handelt.
Am1 Ende der grossen2 Tradition abendländischer Philosophie stehen die Werke von Marx und Nietzsche in eigentümlichem Widerspruch gegen- und in eigentümlicher Entsprechung zueinander. Marx hat seinen Weg von Hegel --3 und Hegel war für ihn der Inbegriff aller vorangegangenen Philosophie --4 als eine Umstülpung, ein Vom-Kopf-auf-die-Füsse-stellen5 formuliert, so wie Nietzsche seine »Umwertung der Werte« selbst als umgekehrten Platonismus gedeutet hat. Auffallend in diesen Selbstinterpretationen ist, dass Umstülpung und Umkehrung ja nur innerhalb eines Vorgegebenen, das als solches erst einmal akzeptiert sein muss, vonstatten gehen kann. Die »Umwertung der Werte« dreht die platonische Werthierarchie um; sie begibt sich aber nicht aus dem Raum dieser Werte heraus. Etwas Ähnliches6 geschieht, wenn Marx die Hegelsche Dialektik übernimmt und nun von der Materie statt vom Geist her den Geschichtsprozess beginnen lässt. Ein vergleichender Blick auf die zentralen Geschichtsdarstellungen Marx’s7 und Hegels genügt, um zu erkennen, dass es sich hier immer noch um eine fundamental gleiche Geschichtsuaffassung8 handelt.
Am1 Ende der grossen2 Tradition abendländischer Philosophie stehen die Werke von Marx und Nietzsche in eigentümlichem Widerspruch gegen- und in eigentümlicher Entsprechung zueinander. Marx hat seinen Weg von Hegel --3 und Hegel war für ihn der Inbegriff aller vorangegangenen Philosophie --4 als eine Umstülpung, ein Vom-Kopf-auf-die-Füsse-stellen5 formuliert, sowie Nietzsche seine »Umwertung der Werte« selbst als umgekehrten Platonismus gedeutet hat. Auffallend in diesen Selbstinterpretationen ist, dass Umstülpung und Umkehrung ja nur innerhalb eines Vorgegebenen, das als solches erst einmal akzeptiert sein muss, vonstatten gehen kann. Die »Umwertung der Werte« dreht die platonische Werthierarchie um; sie begibt sich aber nicht aus dem Raum dieser Werte heraus. Etwas Ähnliches6 geschieht, wenn Marx die Hegelsche Dialektik übernimmt und nun von der Materie statt vom Geist her den Geschichtsprozess beginnen lässt. Ein vergleichender Blick auf die zentralen Geschichtsdarstellungen Marx’s7 und Hegels genügt, um zu erkennen, dass es sich hier immer noch um eine fundamental gleiche Geschichtsauffassung8 handelt.
Meine Damen und Herren! Am1 Ende der großen2 Tradition abendländischer Philosophie stehen die Werke von Marx und Nietzsche in eigentümlichem Widerspruch gegen- und in eigentümlicher Entsprechung zueinander. Marx hat seinen Weg von Hegel --3 und Hegel war für ihn der Inbegriff aller vorangegangenen Philosophie --4 als eine Umstülpung, ein Vom-Kopf-auf-die-Füße-stellen5 formuliert, so wie Nietzsche seine »Umwertung der Werte« selbst als umgekehrten Platonismus gedeutet hat. Auffallend in diesen Selbstinterpretationen ist, dass Umstülpung und Umkehrung ja nur innerhalb eines Vorgegebenen, das als solches erst einmal akzeptiert sein muss, vonstatten gehen kann. Die »Umwertung der Werte« dreht die platonische Werthierarchie um; sie begibt sich aber nicht aus dem Raum dieser Werte heraus. Etwas Ähnliches6 geschieht, wenn Marx die Hegelsche Dialektik übernimmt und nun von der Materie statt vom Geist her den Geschichtsprozess beginnen lässt. Ein vergleichender Blick auf die zentralen Geschichtsdarstellungen Marx’7 und Hegels genügt, um zu erkennen, dass es sich hier immer noch um eine fundamental gleiche Geschichtsauffassung8 handelt.
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Dennoch sind Umkehrung und Umstülpung von ausserordentlichem Gewicht. Sie geben zu verstehen, dass die traditionelle Hierarchie der Werte, wenn auch nicht notwendigerweise ihre Gehalte, willkürlich, Nietzsche würde sagen: durch einen Willen gesetzt ist. Das Ende der Tradition, so scheint es, beginnt mit dem Sturz ihrer1 Autorität, nicht aber mit dem In-Frage-stellen ihres inhaltlichen Gehaltes. Was sich aus diesem Sturz der Autorität ergibt, hat Nietzsche in unübertrefflicher Prägnanz »perspektivisches Denken« genannt, nämlich ein Denken, das sich willkürlich (nur von dem eigenen Willen geleitet) innerhalb des Raumes der Tradition so bewegen kann, dass sich alles, was bis dahin Wahrheit hiess, in den Aspekt einer Perspektive verwandelt, gegen die es eine Unzahl gleich berechtigter und gleich fruchtbarer Perspektiven geben können muss5.
Dennoch sind Umkehrung und Umstülpung von ausserordentlichem Gewicht. Sie geben zu verstehen, dass die traditionelle Hierarchie der Werte, wenn auch nicht notwendigerweise ihre Gehalte, willkürlich, Nietzsche würde sagen: durch einen Willen gesetzt ist. Das Ende der Tradition, so scheint es, beginnt mit dem Sturz der1 Autorität dieser Tradition2, nicht aber mit dem In-Frage-stellen ihres inhaltlichen Gehaltes als solchen3. Was sich aus diesem Sturz der Autorität ergibt, hat Nietzsche in unübertrefflicher Prägnanz »perspektivisches Denken« genannt, nämlich ein Denken, das sich willkürlich (nur von dem eigenen Willen geleitet) innerhalb des Raumes der Tradition so bewegen kann, dass sich alles, was bis dahin Wahrheit hiess, in den Aspekt einer Perspektive verwandelt, gegen die es eine Unzahl gleich berechtigter und gleich fruchtbarer Perspektiven muss4 geben können.
Dennoch sind Umkehrung und Umstülpung von ausserordentlichem Gewicht. Sie geben zu verstehen, dass die traditionelle Hierarchie der Werte, wenn auch nicht notwendigerweise ihre Gehalte, willkürlich, Nietzsche würde sagen: durch einen Willen gesetzt ist. Das Ende der Tradition, so scheint es, beginnt mit dem Sturz ihrer1 Autorität , nicht aber mit dem In-Frage-stellen ihres inhaltlichen Gehaltes. Was sich aus diesem Sturz der Autorität ergibt, hat Nietzsche in unübertrefflicher Prägnanz »perspektivisches Denken« genannt, nämlich ein Denken, das sich willkürlich (nur von dem eigenen Willen geleitet) innerhalb des Raumes der Tradition so bewegen kann, dass sich alles, was bis dahin Wahrheit hiess, in den Aspekt einer Perspektive verwandelt, gegen die es eine Unzahl gleich berechtigter und gleich fruchtbarer Perspektiven muss4 geben können.
[keine Entsprechung vorhanden]
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Es ist in der Tat perspektivisches Denken, das der Marxismus seither in alle Fächer der Geisteswissenschaften getragen hat. Was wir in einem spezifischen und politisch bestimmten Sinne Marxismus nennen, wird dem ausserordentlichen Einfluss von Marx auf die Geisteswissenschaften schwerlich gerecht. Dieser besteht keineswegs in der von ihm selbst ja niemals gehandhabten Methode des Vulgärmarxismus, alle politischen und kulturellen Erscheinungen aus materiellen Bedingungen des Produktionsprozesses zu erklären; das Neue und ausserordentlich |2 Wirksame seiner Betrachtungsweise bestand vielmehr darin, Kultur, Politik, Gesellschaft und Wirtschaft in einem Funktionszusammenhang zu sehen, von dem es sich bald herausstellte, dass er sich beliebig perspektivisch verschieben lässt. Max Weber’s1 Forschungen zur Entstehung des Kapitalismus aus dem Geiste der protestantischen Ethik verdanken Marx’scher2 Geschichtsschreibung nicht wenig3 und verwerten seine Forschungsergebnisse produktiver als alle strikt materialistische Geschichtsforschung. Wo immer das moderne4 historisch-perspektivische Denken seinen Ausgangspunkt wählt, in der sogenannten Ideengeschichte oder der politischen Geschichte oder der Gesellschafts- und Wirtschaftswissenschaft, sein Resultat ist ein perspektivisch jeweils verschobenes Bezugssystem, von dem her sich, grob gesprochen, alles erklären lässt, ohne dass je eine verbindliche Wahrheit im Sinne der Autorität der Tradition dabei herauskommen kann.
Es ist in der Tat perspektivisches Denken, das der Marxismus seither |2 in alle Fächer der Geisteswissenschaften getragen hat. Was wir in einem spezifischen und politisch bestimmten Sinne Marxismus nennen, wird dem ausserordentlichen Einfluss von Marx auf die Geisteswissenschaften schwerlich gerecht. Dieser besteht keineswegs in der von ihm selbst ja niemals gehandhabten Methode des Vulgärmarxismus, alle politischen und kulturellen Erscheinungen aus materiellen Bedingungen des Produktionsprozesses zu erklären; das Neue und ausserordentlich Wirksame seiner Betrachtungsweise bestand vielmehr darin, Kultur, Politik, Gesellschaft und Wirtschaft in einem Funktionszusammenhang zu sehen, von dem es sich bald herausstellte, dass er sich beliebig perspektivisch verschieben lässt. Max Webers1 Forschungen zur Entstehung des Kapitalismus aus dem Geiste der protestantischen Ethik verdanken Marxscher2 Geschichtsschreibung nicht weniger3 und verwerten seine Forschungsergebnisse produktiver als alle strikt materialistische Geschichtsforschung. Wo immer das historisch-perspektivische Denken seinen Ausgangspunkt wählt, in der sogenannten Ideengeschichte oder der politischen Geschichte oder der Gesellschafts- und Wirtschafts wissenschaft, sein Resultat ist ein perspektivisch jeweils verschobenes Bezugssystem, von dem her sich, grob gesprochen, alles erklären lässt, ohne dass je eine verbindliche Wahrheit im Sinne der Autorität der Tradition dabei herauskommen kann.
Es ist in der Tat perspektivisches Denken, das der Marxismus seither |2 in alle Fächer der Geisteswissenschaften getragen hat. Was wir in einem spezifischen und politisch bestimmten Sinne Marxismus nennen, wird dem ausserordentlichen Einfluss von Marx auf die Geisteswissenschaften schwerlich gerecht. Dieser besteht keineswegs in der von ihm selbst ja niemals gehandhabten Methode des Vulgärmarxismus, alle politischen und kulturellen Erscheinungen aus materiellen Bedingungen des Produktionsprozesses zu erklären; das Neue und ausserordentlich Wirksame seiner Betrachtungsweise bestand vielmehr darin, Kultur, Politik, Gesellschaft und Wirtschaft in einem Funktionszusammenhang zu sehen, von dem es sich bald herausstellte, dass er sich beliebig perspektivisch verschieben lässt. Max Weber’s1 Forschungen zur Entstehung des Kapitalismus aus dem Geiste der protestantischen Ethik verdanken Marx’scher2 Geschichtsschreibung nicht weniger3 und verwerten seine Forschungsergebnisse produktiver als alle strikt materialistische Geschichtsforschung. Wo immer das moderne4 historisch-perspektivische Denken seinen Ausgangspunkt wählt, in der sogenannten Ideengeschichte oder der politischen Geschichte oder der Gesellschafts- und Wirtschaftswissenschaft, sein Resultat ist ein perspektivisch jeweils verschobenes Bezugssystem, von dem her sich, grob gesprochen, alles erklären lässt, ohne dass je eine verbindliche Wahrheit im Sinne der Autorität der Tradition dabei herauskommen kann.
[keine Entsprechung vorhanden]
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Was sich im modernen Denken mit Marx einerseits und Nietzsche andererseits ereignete, ist die Übernahme des Rahmens der Tradition bei gleichzeitiger Leugnung ihrer Autorität. Dies ist die eigentlich geschichtliche Bedeutung der Umstülpung Hegels und der Umkehrung Platos. Alle derartigen Operationen aber, in denen in traditionellen Begriffen weiter gedacht und »nur« die substantielle4 Autorität der Tradition geleugnet wird, enthalten den gleichen vernichtenden Widerspruch, der in der viel besprochenen Säkularisation religiöser Vorstellungen unweigerlich liegt. Tradition, Autorität und Religion sind Begriffe römischen und christlich römischen5 Ursprungs, die zusammengehören wie »Krieg, Handel und Piraterie, dreieinig sind sie, nicht zu trennen«. Sofern Vergangenheit als Tradition überliefert wird, hat sie Autorität; sofern Autorität sich geschichtlich darstellt, wird sie zur Tradition; und eine Autorität, die nicht im Sinne Platos sagt: »Gott (und nicht der Mensch) ist das Mass aller Dinge«, ist tyrannische Willkür, aber keine Autorität.6 Übernahme der Tradition ohne religiös fundierte Autorität ist immer unverbindlich, weil das so Übernommene seinen eigentlichen Gehalt und seinen7 in Form der Autorität ausgesprochenen Anspruch an den Menschen eingebüsst8 hat. Es entspricht dieser Formalisierung, die dem konservativen Denken nicht weniger als dem gegen die Autorität der Tradition rebellierenden Denken eignet, dass Marx behaupten konnte, der Tradition (die für ihn in Hegel zum Abschluss gelangt war)9 gerade die dialektische Methode entnommen10 zu haben11, also scheinbar etwas ganz Formales, das man beliebig anwenden kann.
Was sich im modernen Denken mit Marx einerseits und Nietzsche andererseits ereignete, ist die Übernahme des Rahmens der Tradition bei gleichzeitiger Leugnung ihrer Autorität. Dies ist die eigentlich geschichtliche Bedeutung der Umstülpung Hegels und der Umkehrung Platos. Alle derartigen Operationen aber, in denen in traditionellen Begriffen weiter gedacht und »nur« die substantielle4 Autorität der Tradition geleugnet wird, enthalten den gleichen vernichtenden Widerspruch, der in der viel besprochenen Säkularisation religiöser Vorstellungen unweigerlich liegt. Tradition, Autorität und Religion sind Begriffe römischen und christlich römischen5 Ursprungs, die zusammen­gehören wie »Krieg, Handel und Piraterie,/ Dreieinig sind sie, nicht zu trennen.« Sofern Vergangenheit als Tradition überliefert wird, hat sie Autorität |3 rität; sofern Autorität sich geschichtlich darstellt, wird sie zur Tradition; und eine Autorität, die nicht im Sinne Platos sagt: »Gott (und nicht der Mensch) ist das Mass aller Dinge«, ist tyrannische Willkür, aber keine Autorität.6 Übernahme der Tradition ohne religiös fundierte Autorität ist immer unverbindlich, weil das so Übernommene seinen eigentlichen Gehalt und seinen7 in Form der Autorität ausgesprochenen Anspruch an den Menschen eingebüsst8 hat. Es entspricht dieser Formalisierung, die dem konservativen Denken nicht weniger als dem gegen die Autorität der Tradition rebellierenden Denken eignet, dass Marx behaupten konnte, der Tradition (die für ihn in Hegel zum Abschluss gelangt war)9 gerade die dialektische Methode zu entnehmen11, also scheinbar etwas ganz Formales, das man beliebig anwenden kann.
Was sich im modernen Denken mit Marx einerseits und Nietzsche andererseits ereignete, ist die Übernahme des Rahmens der Tradition bei gleichzeitiger Leugnung ihrer Autorität. Dies ist die eigentlich geschichtliche Bedeutung der Umstülpung Hegels und der Umkehrung Platos. Alle derartigen Operationen aber, in denen in traditionellen Begriffen weiter gedacht und »nur« die substantielle4 Autorität der Tradition geleugnet wird, enthalten den gleichen vernichtenden Widerspruch, der in der viel besprochenen Säkularisation religiöser Vorstellungen unweigerlich liegt. Tradition, Autorität und Religion sind Begriffe römischen und christlich römischen5 Ursprungs, die zusammen­gehören wie »Krieg, Handel und Piraterie,/ Dreieinig sind sie, nicht zu trennen.« Sofern Vergangenheit als Tradition überliefert wird, hat sie Autorität; [metamark ————————————————————————————————————————————>] |3 sofern Autorität sich geschichtlich darstellt, wird sie zur Tradition; und eine Autorität, die nicht im Sinne Platos sagt: »Gott (und nicht der Mensch) ist das Mass aller Dinge«, ist tyrannische Willkür, aber keine Autorität.6 Übernahme der Tradition ohne religiös fundierte Autorität ist immer unverbindlich, weil das so Übernommene seinen eigentlichen Gehalt und seinen7 in Form der Autorität ausgesprochenen Anspruch an den Menschen eingebüsst8 hat. Es entspricht dieser Formalisierung, die dem konservativen Denken nicht weniger als dem gegen die Autorität der Tradition rebellierenden Denken eignet, dass Marx behaupten konnte, der Tradition (die für ihn in Hegel zum Abschluss gelangt war)9 gerade die dialektische Methode entnommen10 zu haben11, also scheinbar etwas ganz Formales, das man beliebig anwenden kann.
Dennoch sind Umkehrung und Umstülpung von außerordentlichem Gewicht.1 Was sich im modernen Denken mit Marx einerseits und Nietzsche andererseits ereignete, ist die Übernahme des Rahmens der Tradition bei gleichzeitiger Leugnung ihrer Autorität. Dies ist die eigentlich geschichtliche Bedeutung der Umstülpung Hegels und der Umkehrung Platos. Alle derartigen Operationen aber, in denen [2in]3 traditionellen Begriffen weiter gedacht und »nur« die substanzielle4 Autorität der Tradition geleugnet wird, enthalten den gleichen vernichtenden Widerspruch, der in der viel besprochenen Säkularisation religiöser Vorstellungen unweigerlich liegt. Tradition, Autorität und Religion sind Begriffe römischen und christlich-römischen5 Ursprungs, die zusammengehören.6 Übernahme der Tradition ohne religiös fundierte Autorität ist immer unverbindlich, weil das so Übernommene seinen eigentlichen Gehalt und sein7 in Form der Autorität ausgesprochenen Anspruch an den Menschen eingebüßt8 hat. Es entspricht dieser Formalisierung, die dem konservativen Denken nicht weniger als dem gegen die Autorität der Tradition rebellierenden Denken eignet, dass Marx behaupten konnte, der Tradition gerade die dialektische Methode entnommen10 zu haben11, also scheinbar etwas ganz Formales, das man beliebig anwenden kann.
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Dass Methoden nicht beliebig sind, dass unsere Art und Weise,1 an eine Sache heranzugehen, nicht nur das Wie des Zugangs,2 sondern auch das Was des Gefundenen bestimmt, ist zu selbstverständlich als dass es einer Erörterung bedürfte. Wesentlicher ist, dass sich Dialektik als Methode erst entwickeln4 konnte, als ihr ihr eigentlich substantieller5 |3 Gehalt durch Marx genommen war. Nirgends sonst hat sich die Übernahme der Tradition bei Verlust ihrer substantiellen6 Autorität schwerer gerächt als in der Übernahme der Hegelschen Dialektik durch Marx. Die Dialektik zur Methode machen, hiess7, sie von den Inhalten zu befreien, die sie in Schranken gehalten und an substantielle8 Wirklichkeit gebunden hatte. Dadurch wurde das Prozessdenken ermöglicht, das so charakteristisch9 für die Ideologien des 19. Jahrhunderts ist und das schliesslich11 in der vernichtenden Logik totalitärer Herrschaftsapparate mit ihrer von keiner Realität mehr zu hemmenden Gewalt geendet hat.
Dass Methoden nicht beliebig sind, dass unsere Art und Weise an eine Sache heranzugehen, nicht nur das Wie des Zugangs sondern auch das Was des Gefundenen bestimmt, ist zu selbstverständlich als dass es einer Erörterung bedürfte. Wesentlicher ist, dass sich Dialektik als Methode erst entwickeln4 konnte, als ihr ihr eigentlich substantieller5 Gehalt durch Marx genommen war. Nirgends sonst hat sich die Übernahme der Tradition bei Verlust ihrer substantiellen6 Autorität schwerer gerächt als in der Übernahme der Hegelschen Dialektik durch Marx. Die Dialektik zur Methode machen, hiess7, sie von den Inhalten zu befreien, die sie in Schranken gehalten und an substantielle8 Wirklichkeit gebunden hatte. Dadurch wurde das Prozessdenken ermöglicht, das so charakteristische9 für die Ideologien des 19. Jahrhunderts ist und das schliesslich11 in der vernichtenden Logik totalitärer Herrschaftsapparate mit ihrer von keiner Realität mehr zu hemmenden Gewalt geendet hat.
Dass Methoden nicht beliebig sind, dass unsere Art und Weise an eine Sache heranzugehen, nicht nur das Wie des Zugangs sondern auch das Was des Gefundenen bestimmt, ist zu selbstverständlich als dass es einer Erörterung bedürfte. Wesentlicher ist, dass sich Dialektik als Methode erst entwickeln4 konnte, als ihr ihr eigentlich substantieller5 Gehalt durch Marx genommen war. Nirgends sonst hat sich die Übernahme der Tradition bei Verlust ihrer substantiellen6 Autorität schwerer gerächt als in der Übernahme der Hegelschen Dialektik durch Marx. Die Dialektik zur Methode machen, hiess7, sie von den Inhalten zu befreien, die sie in Schranken gehalten und an substantielle8 Wirklichkeit gebunden hatte. Dadurch wurde das Prozessdenken ermöglicht, das so charakteristische9 für die Ideologien des 19. Jahrhunderts ist und das schliesslich11 in der vernichtenden Logik totalitärer Herrschaftsapparate mit ihrer von keiner Realität mehr zu hemmenden Gewalt geendet hat.
Dass Methoden nicht beliebig sind, dass unsere Art und Weise an eine Sache heranzugehen, nicht nur das Wie des Zugangs,2 sondern auch das Was des Gefundenen bestimmt, ist zu selbstverständlich,3 als dass es einer Erörterung bedürfte. Wesentlicher ist, dass sich Dialektik als Methode erst entwicklen4 konnte, als ihr ihr eigentlich substanzieller5 Gehalt durch Marx genommen war. Nirgends sonst hat sich die Übernahme der Tradition bei Verlust ihrer Autorität schwerer gerächt als in der Übernahme der Hegelschen Dialektik durch Marx. Die Dialektik zur Methode machen, hieß7, sie von den Inhalten zu befreien, die sie in Schranken gehalten und an substanzielle8 Wirklichkeit gebunden hatte. Dadurch wurde das Prozessdenken ermöglicht, das so charakteristisch9 für die Ideologien des 19. Jahrhunderts ist,10 und das schließlich11 in der vernichtenden Logik totalitärer Herrschaftsapparate mit ihrer von keiner Realität mehr zu hemmenden Gewalt geendet hat.
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Das Formale, das Marx von Hegel übernahm, ist bekanntlich jener Dreischritt von Thesis über Antithesis zu1 Synthesis, bei dem die Synthesis von sich aus wieder zum ersten Schritt des nächsten Dreischritts,2 also wieder zur Thesis,3 wird, von der sich dann gleichsam4 von selbst Antithesis und Synthesis in einem unendlichen Prozess ergeben. Wichtig6 ist, dass dies Denken sich gleichsam von einem einzigen Punkte loslassen7 kann, dass eine8 wesentlich nicht mehr abbrechbare Entwicklung9 mit der10 ersten Setzung, der ersten Thesis, eingeleitet ist. Von diesem Denken, das Hegel noch unbekannt war und für das11 alles Wirkliche sich in Stadien eines einzigen gigantischen Entwicklungsprozesses auflöst, führt ein Weg zu dem eigentlich ideologischen Denken, das Marx wiederum13 noch nicht kannte. Dieser Schritt von der Dialektik als Methode zur Ideologie ist dann vollzogen, wenn aus der ersten Setzung des dialektischen Prozesses eine Prämisse im Sinne der Logik wird, aus der dann mit einer von Erfahrung ganz unabhängigen Folgerichtigkeit alles Weitere deduziert werden kann14. Zwischen der Hegelschen Philosophie, welche das Absolute - den Weltgeist oder die Gottheit - in seiner dialektischen Bewegung so zur Darstellung bringt, wie es sich menschlichem Bewusstsein offenbart, und den totalitären Ideologien, in denen sich die Logik irgendwelcher »Ideen« bemächtigt und sie zu17 Prämissen pervertiert, steht der dialektische Materialismus, in dem ein in der Erfahrung Gegebenes und Nachweisbares, die materiellen Produktionsverhältnisse sich aus sich selbst dialektisch entwickeln. Die Hegelsche Dialektik des Absoluten in der Geschichte formalisiert Marx zur Entwicklung als einen20 sich selbst bewegenden Prozess, und es ist in diesem Zusammenhang wichtig, sich zu erinnern, dass Marx wie Engels Anhänger der Darwinschen naturwissenschaftlichen21 Entwicklungstheorien waren. Diese Formalisierung beraubt die Tradition ihrer substantiellen Autorität, spielt sich aber selbst noch in ihrem Rahmen ab. Von dem Marx’schen22 Entwicklungsbegriff zu dem ideologischen Prozess-Denken ist es dann in der Tat nur noch ein Schritt, aus dem sich schliesslich23 das totalitäre Zwangsfolgern aus einer Prämisse ergibt. Erst in diesem reisst24 der Faden der Tradition wirklich und dieser Riss ist ein Ereignis, das niemals aus Gedankenvorgängen oder ideengeschichtlich nachweisbaren Einflüssen »erklärt« werden kann. Betrachten wir diesen Riss unter dem Gesichtspunkt |4 des Weges von Hegel zu Marx, so können wir sagen, dass er in dem Augenblick eintritt, wenn nicht25 die »26Idee«27, aber die aus der Idee entfesselte Logik »29die Massen ergreift«30.
Das Formale, das Marx von Hegel übernahm, ist bekanntlich jener Dreischritt von Thesis über Antithesis zu1 Synthesis, bei dem die Synthesis von sich aus wieder zum ersten Schritt des nächsten Dreischritts also wieder zur Thesis wird, von der sich dann gleichsam4 von selbst Antithesis und Synthesis in einem unendlichen Prozess ergeben. Wichti6 ist, dass dies Denken sich gleichsam von einem einzigen Punkt loslsen7 kann, dass ein8 wesentlich nicht mehr abbrechbarer Prozess9 mit ersten Setzung, der ersten Thesis, eingeleitet ist. Von diesem |4 Denken, in dem11 alles Wirkliche sich in Stadien eines einzigen gigantischen Entwicklungsprozesses auflöst, und das Hegel noch unbekannt war,12 führt ein Weg zu dem eigentlich ideologischen Denken, das Marx wiederum13 noch nicht kannte. Dieser Schritt von der Dialektik als Methode zur Ideologie ist dann vollzogen, wenn aus der ersten Setzung des dialektischen Prozesses eine Prämisse im Sinne der Logik wird, aus der dann mit einer von Erfahrung ganz unabhängigen Folgerichtigkeit alles Weitere deduziert werden kann14. Zwischen der Hegelschen Philosophie, welche das Absolute --15 den Weltgeist oder die Gottheit --16 in seiner dialektischen Bewegung so zur Darstellung bringt, wie es sich menschlichem Bewusstsein offenbart, und den totalitären Ideologien, in denen sich die Logik irgendwelcher »Ideen« bemächtigt und sie zur17 Prämissen pervertiert, steht der dialektische Materialismus, in dem ein in der Erfahrung Gegebenes und Nachweisbares, die materiellen Produktionsverhältnisse,19 sich aus sich selbst dialektisch entwickeln. Die Hegelsche Dialektik des Absoluten in der Geschichte formalisiert Marx zur Entwicklung als eine20[gap] sich selbst bewegenden Prozess, und es ist in diesem Zusammenhang wichtig, sich zu erinnern, dass Marx wie Engels Anhänger der Darwinschen naturwissenschaftlichen21 Entwicklungstheorien waren. Diese Formalisierung beraubt die Tradition ihrer substantiellen Autorität, spielt sich aber selbst noch in ihrem Rahmen ab. Von dem Marxhschen22 Entwicklungsbegriff zu dem ideologischen Prozess-Denken ist es dann in der Tat nur noch ein Schritt, aus dem sich schliesslich23 das totalitäre Zwangsfolgern aus einer Prämisse ergibt. Erst in diesem reisst24 der Faden der Tradition wirklich und dieser Riss ist ein Ereignis, das niemals aus Gedankenvorgängen oder ideengeschichtlich nachweisbaren Einflüssen »erklärt« werden kann. Betrachten wir diesen Riss unter dem Gesichtspunkt des Weges von Hegel zu Marx, so können wir sagen, dass er in dem Augenblick eintritt, wenn -- nicht25 die Idee, aber die aus der Idee entfesselte Logik die Massen ergreift.
Das Formale, das Marx von Hegel übernahm, ist bekanntlich jener Dreischritt von Thesis über Antithesis zu1 Synthesis, bei dem die Synthesis von sich aus wieder zum ersten Schritt des nächsten Dreischritts,2 also wieder zur Thesis wird, von der sich dann von selbst Antithesis und Synthesis in einem unendlichen Prozess ergeben. Wichtig6 ist, dass dies Denken sich gleichsam von einem einzigen Punkt loslassen7 kann, dass eine8 wesentlich nicht mehr abbrechbare Entwicklung9 mit der10 ersten Setzung, der ersten Thesis, eingeleitet ist. Von diesem |4 Denken, für das11 alles Wirkliche sich in Stadien eines einzigen gigantischen Entwicklungsprozesses auflöst, und das Hegel noch unbekannt war,12 führt ein Weg zu dem eigentlich ideologischen Denken, das Marx wiederum13 noch nicht kannte. Dieser Schritt von der Dialektik als Methode zur Ideologie ist dann vollzogen, wenn aus der ersten Setzung des dialektischen Prozesses eine Prämisse im Sinne der Logik wird, aus der dann mit einer von Erfahrung ganz unabhängigen Folgerichtigkeit alles Weitere deduziert werden kann14. Zwischen der Hegelschen Philosophie, welche das Absolute --15 den Weltgeist oder die Gottheit --16 in seiner dialektischen Bewegung so zur Darstellung bringt, wie es sich menschlichem Bewusstsein offenbart, und den totalitären Ideologien, in denen sich die Logik irgendwelcher »Ideen« bemächtigt und sie zur17 Prämissen pervertiert, steht der dialektische Materialismus, in dem ein in der Erfahrung Gegebenes und Nachweisbares, die materiellen Produktionsverhältnisse,19 sich aus sich selbst dialektisch entwickeln. Die Hegelsche Dialektik des Absoluten in der Geschichte formalisiert Marx zur Entwicklung als einem20 sich selbst bewegenden Prozess, und es ist in diesem Zusammenhang wichtig, sich zu erinnern, dass Marx wie Engels Anhänger der Darwinschen naturwissenschaftlichen21 Entwicklungstheorien waren. Diese Formalisierung beraubt die Tradition ihrer substantiellen Autorität, spielt sich aber selbst noch in ihrem Rahmen ab. Von dem Marxschen22 Entwicklungsbegriff zu dem ideologischen Prozess-Denken ist es dann in der Tat nur noch ein Schritt, aus dem sich schliesslich23 das totalitäre Zwangsfolgern aus einer Prämisse ergibt. Erst in diesem reisst24 der Faden der Tradition wirklich und dieser Riss ist ein Ereignis, das niemals aus Gedankenvorgängen oder ideengeschichtlich nachweisbaren Einflüssen »erklärt« werden kann. Betrachten wir diesen Riss unter dem Gesichtspunkt des Weges von Hegel zu Marx, so können wir sagen, dass er in dem Augenblick eintritt, wenn nicht »25die Idee «27 , aber die aus der Idee entfesselte Logik »29die Massen ergreift «30 .
Das Formale, das Marx von Hegel übernahm, ist bekanntlich jener Dreischritt von Thesis über Antithesis zur1 Synthesis, bei dem die Synthesis von sich aus wieder zum ersten Schritt des nächsten Dreischritts,2 also wieder zur Thesis wird, von der sich dann von selbst Antithesis und Synthesis in einem neuen und5 unendlichen Prozess ergeben. Wichtig6 ist, dass dies Denken sich gleichsam von einem einzigen Punkte loslassen7 kann, dass eine8 wesentlich nicht mehr abbrechbare Entwicklung9 mit der10 ersten Setzung, der ersten Thesis, eingeleitet ist. Von diesem Denken, für das11 alles Wirkliche sich in Stadien eines einzigen gigantischen Entwicklungsprozesses auflöst, und das Hegel noch unbekannt war,12 führt ein Weg zu dem eigentlich ideologischen Denken, das wiederum Marx13 noch nicht kannte. Dieser Schritt von der Dialektik als Methode zur Ideologie ist dann vollzogen, wenn aus der ersten Setzung des dialektischen Prozesses eine Prämisse im Sinne der Logik wird, aus der dann mit einer von Erfahrung ganz unabhängigen Folgerichtigkeit alles Weitere deduziert wird14. Zwischen der Hegelschen Philosophie, welche das Absolute --15 den Weltgeist oder die Gottheit --16 in seiner dialektischen Bewegung so zur Darstellung bringt, wie es sich menschlichem Bewusstsein offenbart, und den totalitären Ideologien, in denen sich die Logik irgendwelcher »Ideen« bemächtigt und sie zu17 Prämissen pervertiert, steht der dialektische Materialismus, in dem ein in der Erfahrung Gegebenes und Nachweisbares, nämlich18 die materiellen Produktionsverhältnisse,19 sich aus sich selbst dialektisch entwickeln. Die Hegelsche Dialektik des Absoluten in der Geschichte formalisiert Marx zur Entwicklung als einem20 sich selbst bewegenden Prozess, und es ist in diesem Zusammenhang wichtig, sich zu erinnern, dass Marx wie Engels Anhänger der Darwinschen Entwicklungstheorien waren. Diese Formalisierung beraubt die Tradition ihrer substantiellen Autorität, spielt sich aber selbst noch in ihrem Rahmen ab. Von dem Marxschen22 Entwicklungsbegriff zu dem ideologischen Prozess-Denken ist es dann in der Tat nur noch ein Schritt, aus dem sich schließlich23 das totalitäre Zwangsfolgern aus einer Prämisse ergibt. Erst in diesem reißt24 der Faden der Tradition wirklich und dieser Riss ist ein Ereignis, das niemals aus Gedankenvorgängen oder ideengeschichtlich nachweisbaren Einflüssen »erklärt« werden kann. Betrachten wir diesen Riss unter dem Gesichtspunkt des Weges von Hegel zu Marx, so können wir sagen, dass er in dem Augenblick eintritt, wenn nicht »25die Idee«27, wohl28 aber die aus der Idee entfesselte Logik »29die Massen ergreift«30.
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Marx selbst hat das Wesentliche seiner Beziehung und seiner Abkehr von Hegel in dem Satz gedeutet, der die sogenannte 11. These über Feuerbach bildet: »Die Philosophen1 haben die Welt nur verschieden interpretiert, es kommt drauf an sie zu verändern«.2 Diese aus dem Jahre 1845 stammende Notiz des jungen Marx kann man im Hinblick auf das Gesamtwerk und seine Gesamtabsicht etwa folgendermassen3 variieren: Hegel hat die Vergangenheit als Geschichte interpretiert und dabei die Dialektik als das Fundamentalgesetz aller geschichtlichen Bewegung entdeckt. Diese Entdeckung gibt uns die Möglichkeit, die Zukunft als Geschichte zu machen. Revolutionäre Politik ist für Marx diese Tätigkeit, Geschichte in Übereinstimmung mit dem Fundamentalgesetz geschichtlicher Bewegung zu machen. Hierdurch wird die Hegelsche4 »List der Vernunft« (die schon5 Kant die »List der Natur« genannt hatte)6, deren Rolle darin bestanden hatte, politischem Handeln nachträglich geschichtliche Vernünftigkeit, d.h. Verstehbarkeit, zuzuerteilen,7 überflüssig. Hegel und Kant hatten8 auf das seltsam listige Verhalten der Vorsehung darum verfallen müssen9, weil sie einerseits mit der Tradition annahmen, dass Handeln als solches weniger mit Wahrheit zu tun hat als alle anderen Ttigkeiten des Menschen; und weil10 sie andererseits vor dem modernen Problem einer Geschichte standen, welche einheitlich verständlich, also scheinbar »vernünftig« ist,11 trotz der widerspruchsvollen Handlungen der Menschen, bei denen im Gesamten12 immer etwas anderes herauskommt als jeder intendiert. Weil15 Menschen als Handelnde16 das,17 was sie begannen,18 niemals zuverlässig beherrschen und ihre ursprünglichen Absichten sich20 niemals vollständig offenbaren können, bedarf es der »List« in der Geschichte, die 21 anders als »Pfiffigkeit« 22 nach Hegel »das grosse Betragen (ist), die andern zu nötigen, zu sein wie sie an und für sich sind.1 Marx leugnet, wie er glaubt durchaus noch im Zuge der Hegelschen Philosophie,25 dass Handeln an und für sich, ohne die26 List einer27 Vorsehung, Wahrheit nicht28 offenbaren oder sogar herausstellen29 könne. Damit bricht er mit allen überkommenen Wertungen der politischen Philosophie, denen zufolge Denken höher steht als Handeln30 und Politik nur dazu da ist, den bios theoretikos, das kontemplative Leben der Philosophen oder die von der Welt abgekehrte christliche Betrachtung Gottes zu ermöglichen und zu sichern.
Marx selbst hat das Wesentliche seiner Beziehung und seiner Abkehr von Hegel in dem Satz gedeutet, der die sogenannte 11. These über Feuerbach bildet: »Die Philosphen1 haben die Welt nur verschieden interpretiert, es kommt drauf an sie zu verändern2 Diese aus dem Jahre 1845 stammende Notiz des jungen Marx kann man im Hinblick auf |5 das Gesamtwerk und seine Gesamtabsicht etwa folgendermassen3 variieren: Hegel hat die Vergangenheit als Geschichte interpretiert und dabei die Dialektik als das Fundamentalgesetz aller geschichtlichen Bewegung entdeckt. Diese Entdeckung gibt uns die Möglichkeit, die Zukunft als Geschichte zu machen. Revolutionäre Politik ist für Marx diese Tätigkeit, Geschichte in Übereinstimmung mit dem Fundamentalgesetz geschichtlicher Bewegung zu machen. Hierdurch wird die Hegelsche4 »List der Vernunft« (die schon5 Kant die »List der Natur« genannt hatte)6, deren Rolle darin bestanden hatte, politischem Handeln nachträglich geschichtliche Vernünftigkeit, dh. Verstehbarkeit zuzuerteilen,7 überflüssig. Hegel und Kant hatten8 auf das seltsam listige Verhalten der Vorsehung darum verfallen müssen9, weil sie einerseits mit der Tradition annahmen, dass Handeln als solches weniger mit Wahrheit zu tun hat als alle anderen Tätigkeiten des Menschen; und sie andererseits vor dem modernen Problem einer Geschichte standen, welche trotz der widerspruchsvollen Handlungen der Menschen, bei denen im Gesamt12 immer etwas anderes herauskommt als jeder intendiert, einheitlich verständlich, also scheinbar »vernünftig« ist: weil15 Menschen als Handelne16 das was sie begannen niemals zuverlässig beherrschen und ihre ursprünglichen Absichten niemals vollständig offenbaren können, bedarf es der »List« in der Geschichte, die --21 anders als »Pfiffigkeit« --22 nach Hegel »das grosse Betragen (ist), die andern zu nötigen, zu sein wie sie an und für sich sind.« (Jenenser Realphilosophie, Ausgabe Meiner, Bd. XX, p. 199)24 Marx leugnet, wie er glaubt durchaus noch im Zuge der Hegelschen Philosophie,25 dass Handeln an und für sich, ohne List einer27 Vorsehung, nicht Wahrheit28 offenbaren od sogar herstellen29 könne. Damit bricht er mit allen überkommenen Wertungen der politischen Philosophie, denen zufolge Denken höher steht als ndeln30 und Politik nur dazu da ist, den bios theoretikos, das kontemplative Leben der Philosophen oder die von der Welt abgekehrte christliche Betrachtung Gottes zu ermöglichen und zu sichern.
Marx selbst hat das Wesentliche seiner Beziehung und seiner Abkehr von Hegel in dem Satz gedeutet, der die sogenannte 11. These über Feuerbach bildet: »Die Philosphen1 haben die Welt nur verschieden interpretiert, es kommt drauf an sie zu verändern2 Diese aus dem Jahre 1845 stammende Notiz des jungen Marx kann man im Hinblick auf |5 das Gesamtwerk und seine Gesamtabsicht etwa folgendermassen3 variieren: Hegel hat die Vergangenheit als Geschichte interpretiert und dabei die Dialektik als das Fundamentalgesetz aller geschichtlichen Bewegung entdeckt. Diese Entdeckung gibt uns die Möglichkeit, die Zukunft als Geschichte zu machen. Revolutionäre Politik ist für Marx diese Tätigkeit, Geschichte in Übereinstimmung mit dem Fundamentalgesetz geschichtlicher Bewegung zu machen. Hierdurch wird die Hegelsche4 »List der Vernunft« (die schon5 Kant die »List der Natur« genannt hatte)6, deren Rolle darin bestanden hatte, politischem Handeln nachträglich geschichtliche Vernünftigkeit, dh. Verstehbarkeit zuzuerteilen,7 überflüssig. Hegel und Kant hatten8 auf das seltsam listige Verhalten der Vorsehung darum verfallen müssen9, weil sie einerseits mit der Tradition annahmen, dass Handeln als solches weniger mit Wahrheit zu tun hat als alle anderen Tätigkeiten des Menschen; und sie andererseits vor dem modernen Problem einer Geschichte standen, welche einheitlich verständlich, also scheinbar »vernünftig« ist11 trotz der widerspruchsvollen Handlungen der Menschen, bei denen im Gesamt12 immer etwas anderes herauskommt als jeder intendiert: weil15 Menschen als Handelnde16 das,17 was sie begannen,18 niemals zuverlässig beherrschen,19 und ihre ursprünglichen Absichten sich20 niemals vollständig offenbaren können, bedarf es der »List« in der Geschichte, die --21 anders als »Pfiffigkeit« --22 nach Hegel »das grosse Betragen (ist), die andern zu nötigen, zu sein wie sie an und für sich sind.« (Jenenser Realphilosophie, Ausgabe Meiner, Bd. XX, p. 199)24 Marx leugnet, (wie er glaubt durchaus noch im Zuge der Hegelschen Philosophie,)25 dass Handeln an und für sich, ohne die26 List einer27 Vorsehung, Wahrheit nicht28 offenbaren oder sogar herstellen29 könne. Damit bricht er mit allen überkommenen Wertungen der politischen Philosophie, denen zufolge Denken höher steht als Handeln30 und Politik nur dazu da ist, den bios theoretikos, das kontemplative Leben der Philosophen oder die von der Welt abgekehrte christliche Betrachtung Gottes zu ermöglichen und zu sichern.
Marx selbst hat das Wesentliche seiner Beziehung und seiner Abkehr von Hegel in dem Satz gedeutet, der die sogenannte 11. These über Feuerbach bildet: »Die Philosophen1 haben die Welt nur verschieden interpretiert, es kommt drauf an sie zu verändern2 Diese aus dem Jahre 1845 stammende Notiz des jungen Marx kann man im Hinblick auf das Gesamtwerk und seine Gesamtabsicht etwa folgendermaßen3 variieren: Hegel hat die Vergangenheit als Geschichte interpretiert und dabei die Dialektik als das Fundamentalgesetz aller geschichtlichen Bewegung entdeckt. Diese Entdeckung gibt uns die Möglichkeit, die Zukunft als Geschichte zu machen. Revolutionäre Politik ist für Marx diese Tätigkeit, Geschichte in Übereinstimmung mit dem Fundamentalgesetz geschichtlicher Bewegung zu machen. Hierdurch wird das, was Hegel die4 »List der Vernunft« und5 Kant die »List der Natur« genannt hat6, überflüssig. Hegel und Kant waren8 auf das seltsam listige Verhalten der Vorsehung darum verfallen, weil sie einerseits mit der Tradition annahmen, dass Handeln als solches weniger mit Wahrheit zu tun hat als alle anderen Tätigkeiten des Menschen; und weil10 sie andererseits vor dem modernen Problem einer Geschichte standen, welche einheitlich verständlich, also scheinbar »vernünftig« ist11 trotz der widerspruchsvollen Handlungen der Menschen, bei denen im Gesamt12 immer etwas anderes herauskommt,13 als jeder einzeln14 intendiert: Weil15 Menschen als Handelnde16 das,17 was sie begannen,18 niemals zuverlässig beherrschen,19 und ihre ursprünglichen Absichten sich20 niemals vollständig offenbaren können, bedarf es der »List« in der Geschichte, die --21 anders als »Pfiffigkeit« --22 nach Hegel »das grosse Betragen (ist), die andern zu nötigen, zu sein,23 wie sie an und für sich sind.«24 Marx leugnet, dass Handeln an und für sich, ohne die26 List der27 Vorsehung, Wahrheit nicht28 offenbaren könne. Damit bricht er mit allen überkommenen Wertungen der politischen Philosophie, denen zufolge Denken höher steht als Handeln30 und Politik nur dazu da ist, den bios theoretikos, das kontemplative Leben der Philosophen oder die von der Welt abgekehrte,31 christliche Betrachtung Gottes zu ermöglichen und zu sichern.
9
Aber auch dieser Bruch Marx’ mit der Tradition vollzieht sich noch in ihrem Rahmen. Was Marx nicht bezweifelte, ist das Verhältnis zwischen Denken und Handeln selbst. Die Feuerbach-These spricht deutlich aus: Nur weil und nachdem die Philosophen die Welt interpretiert hatten, [metamark ————————] *)1 |5 konnte die Zeit kommen, sie zu verändern. Darum konnte Marx auch seine revolutionäre Politik (besser seine revolutionierende Auffassung von Politik)2 mit einem3 Bild einer4 »klassenlosen Gesellschaft« enden lassen, das in auffallender Weise an den Idealen von Musse5 und Freizeit, wie sie in der griechischen Polis verwirklicht waren, orientiert ist. Gewirkt hat aber6 natürlich nicht diese flüchtige, rückwärts gewandte Utopie, sondern die Umbewertung politischen Handelns als solches7.
Aber auch dieser Bruch Marx’ mit der Tradition vollzieht sich noch in ihrem Rahmen. Was Marx nicht bezweifelte, ist das Verhältnis zwischen Denken und Handeln selbst. Die Feuerbach-These spricht deutlich |6 aus: Nur weil und nachdem die Philosophen die Welt interpretiert hatten, konnte die Zeit kommen, sie zu verändern. Darum konnte Marx auch seine revolutionäre Politik, besser seine revolutionierende Auffassung von Politik,2 mit dem3 Bild einer4 »klassenlosen Gesellschaft« enden lassen, das in auffallender Weise an den Idealen von Musse5 und Freizeit, wie sie in der griechischen Polis verwirklicht waren, orientiert ist. Gewirkt hat aber6 natürlich nicht diese flüchtige, rückwärts gewandte Utopie, sondern die Umbewertung politischen Handelns als solchen7.
Aber auch dieser Bruch Marx’ mit der Tradition vollzieht sich noch in ihrem Rahmen. Was Marx nicht bezweifelte, ist das Verhältnis zwischen Denken und Handeln selbst. Die Feuerbach-These spricht deutlich |6 aus: Nur weil und nachdem die Philosophen die Welt interpretiert hatten, konnte die Zeit kommen, sie zu verändern. Darum konnte Marx auch seine revolutionäre Politik, (besser seine revolutionierende Auffassung von Politik,)2 mit einem3 Bild der4 »klassenlosen Gesellschaft« enden lassen, das in auffallender Weise an den Idealen von Musse5 und Freizeit, wie sie in der griechischen Polis verwirklicht waren, orientiert ist. Gewirkt hat aber6 natürlich nicht diese flüchtige, rückwärts gewandte Utopie, sondern die Umbewertung politischen Handelns als solchen7.
Aber auch dieser Bruch Marx’ mit der Tradition vollzieht sich noch in ihrem Rahmen. Was Marx nicht bezweifelte, ist das Verhältnis zwischen Denken und Handeln selbst. Die Feuerbach-These spricht deutlich aus: Nur weil und nachdem die Philosophen die Welt interpretiert hatten, konnte die Zeit kommen, sie zu verändern. Darum konnte Marx auch seine revolutionäre Politik mit einem3 Bild der4 »klassenlosen Gesellschaft« enden lassen, das in auffallender Weise an den Idealen von Muße5 und Freizeit, wie sie in der griechischen Polis verwirklicht waren, orientiert ist. Gewirkt hat natürlich nicht diese flüchtige, rückwärts gewandte Utopie, sondern die Umbewertung politischen Handelns als solchen7.
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An die Stelle der »List der Vernunft« tritt bei Marx bekanntlich das Interesse im Sinne des Klasseninteresses. Was die Geschichte verständlich macht, sind die Interessenkämpfe; was sie sinnvoll macht, ist die Annahme, dass das Interesse der Arbeiterklasse identisch ist mit dem Interesse der Menschheit, und das heisst für Marx: mit dem Interesse der wesentlichen Menschlichkeit des Menschengeschlechts, nicht aber mit dem Interesse einer Majorität aller Menschen1. Interesse als den Motor politischen Handelns anzusetzen, ist nicht neu. Schon Rohan erklärte bekanntlich: Die Könige regieren die Völker und das Interesse regiert die Könige. Für Marx ergab sich dieser Ansatz zwanglos sowohl aus seinen ökonomischen2 Studien wie aus seiner Abhängigkeit von aristotelischer Philosophie. Neu, wenn auch noch nicht entscheidend, ist die Verbindung des Interesses, also3 etwas Materiellen, mit der eigentlichen Menschlichkeit des Menschen. Entscheidend aber ist erst die weitere Bindung des Interesses, nicht so sehr an der4 Arbeiterklasse, als an Arbeit als die hervorragendste menschliche Tätigkeit.
An die Stelle der »List der Vernunft« tritt bei Marx bekanntlich das Interesse im Sinne des Klasseninteresses. Was die Geschichte verständlich macht, sind die Interessenkämpfe; was sie sinnvoll macht, ist die Annahme, dass das Interesse der Arbeiterklasse identisch ist mit dem Interesse der Menschheit, und das heisst für Marx: mit dem Interesse der wesentlichen Menschlichkeit des Menschengeschlechts, nicht aber mit dem Interesse einer Majorität aller Menschen1. |7 Interesse als den Motor politischen Handelns anzusetzen, ist nicht neu. Schon Rohan erklärte bekanntlich: Die Könige regieren die Völker und das Interesse regiert die Könige. Für Marx ergab sich dieser Ansatz zwanglos sowohl aus seinen öknomischen2 Studien wie aus seiner Abhängigkeit von aristotelischer Philosophie. Neu, wenn auch noch nicht entscheidend, ist die Verbindung des Interesses, als3 etwas Materiellen, mit der eigentlichen Menschlichkeit des Menschen. Entscheidend aber ist erst die weitere Bindung des Interesses, nicht sosehr an die4 Arbeiterklasse, als an Arbeit als die hervorragendste menschliche Tätigkeit.
An die Stelle der »List der Vernunft« tritt bei Marx bekanntlich das Interesse im Sinne des Klasseninteresses. Was die Geschichte verständlich macht, sind die Interessenkämpfe; was sie sinnvoll macht, ist die Annahme, dass das Interesse der Arbeiterklasse identisch ist mit dem Interesse der Menschheit, und das heisst für Marx: mit dem Interesse der wesentlichen Menschlichkeit des Menschengeschlechts, nicht aber mit dem Interesse einer Majorität aller Menschen1. |7 Interesse als den Motor politischen Handelns anzusetzen, ist nicht neu. Schon Rohan erklärte bekanntlich: Die Könige regieren die Völker und das Interesse regiert die Könige. Für Marx ergab sich dieser Ansatz zwanglos sowohl aus seinen ökonomischen2 Studien wie aus seiner Abhängigkeit von aristotelischer Philosophie. Neu, wenn auch noch nicht entscheidend, ist die Verbindung des Interesses, also3 etwas Materiellen, mit der eigentlichen Menschlichkeit des Menschen. Entscheidend aber ist erst die weitere Bindung des Interesses, nicht sosehr an die4 Arbeiterklasse, als an Arbeit als die hervorragendste menschliche Tätigkeit.
An die Stelle der »List der Vernunft« tritt bei Marx bekanntlich das Interesse im Sinne des Klasseninteresses. Was die Geschichte verständlich macht, sind die Interessenkämpfe; was sie sinnvoll macht, ist die Annahme, dass das Interesse der Arbeiterklasse identisch ist mit dem Interesse der Menschheit. Interesse als den Motor politischen Handelns anzusetzen, ist nicht neu. Schon Rohan erklärte bekanntlich: Die Könige regieren die Völker und das Interesse regiert die Könige. Für Marx ergab sich dieser Ansatz zwanglos sowohl aus seinen ökonomischen2 Studien wie aus seiner Abhängigkeit von aristotelischer Philosophie. Neu, wenn auch noch nicht entscheidend, ist die Verbindung des Interesses, also3 etwas Materiellen, mit der eigentlichen Menschlichkeit des Menschen. Entscheidend aber ist erst die weitere Bindung des Interesses, nicht so sehr an die4 Arbeiterklasse, als an Arbeit als die hervorragendste menschliche Tätigkeit.
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Hinter Marx’s1 Lehre von den Interessen steht die Überzeugung, dass einzig legitime Befriedigung eines Interesses in Arbeit liegt; und hinter dieser Überzeugung steht eine allen seinen Schriften zu Grunde liegende Neu-Definition des Menschen, die das eigentlich Menschliche des Menschen nicht im Rationalen (animal rationale) und nicht im Herstellen von Gegenständen (homo faber) und nicht im Geschaffensein im Ebenbilde Gottes (creatura Dei) sieht, sondern gerade in dem, was diese Tradition einheitlich als für volles freies Menschsein disqualifizierend abgelehnt hat: im Arbeiten. Marx hat als erster den Menschen als ein animal laborans, als das arbeitende Lebewesen,4 bestimmt. In diese Definition nimmt er alle traditionell überkommenen Auszeichnungen des Menschen hinein: Arbeit ist das Prinzip der Rationalität,5 und ihre Gesetze, die in der Entwicklung der Produktivkräfte die Geschichte bestimmen, machen die Geschichte rational verständlich. Arbeit ist das Prinzip der Produktivität, sie stellt die eigentlich menschliche Welt auf Erden her. Und Arbeit ist in der absichtlich blasphemisch zugespitzten Formulierung von Engels, die nur viele Äusserungen von Marx selbst auf eine Formel bringt,6 »die Schöpferin des Menschen«.7
Hinter Marx’s1 Lehre von den Interessen steht die Überzeugung, dass einzig legitime Befriedigung eines Interesses in Arbeit liegt; und hinter dieser Überzeugung steht eine allen seinen Schriften zu Grunde liegende Neu-Definition des Menschen, die das eigentlich Menschliche des Menschen nicht im Rationalen (animal rationale) und nicht im Herstellen von Gegenständen (homo faber) und nicht im Geschaffensein im Ebenbilde Gottes (creatura Dei) sieht, sondern gerade in dem, was diese Tradition einheitlich als für volles freies Menschsein disqualifizierend abgelehnt hat: im Arbeiten. Marx hat als erster den Menschen als ein animal laborans, als das arbeitende Lebewesen bestimmt. In diese Definition nimmt er alle traditionell überkommenen Auszeichnungen des Menschen hinein: Arbeit ist das Prinzip der Rationalität und ihre Gesetze, die in der Entwicklung der Produktivkräfte die Geschichte bestimmen, machen die Geschichte rational verständlich. Arbeit ist das Prinzip der Produktivität, sie stellt die eigentlich menschliche Welt auf Erden her. Und Arbeit ist in der absichtlich blasphemisch zugespitzten Formulierung von Engels, die nur viele Äusserungen von Marx selbst auf eine Formel bringt,6 »die Schöpferin des Menschen7
Hinter Marx’s1 Lehre von den Interessen steht die Überzeugung, dass die2 einzig legitime Befriedigung eines Interesses in Arbeit liegt; und hinter dieser Überzeugung steht eine allen seinen Schriften zu Grunde liegende Neu-Definition des Menschen, die das eigentlich Menschliche des Menschen nicht im Rationalen (animal rationale) und nicht im Herstellen von Gegenständen (homo faber) und nicht im Geschaffensein im Ebenbilde Gottes (creatura Dei) sieht, sondern gerade in dem, was diese Tradition einheitlich als für volles freies Menschsein disqualifizierend abgelehnt hat: im Arbeiten. Marx hat als erster den Menschen als ein animal laborans, als das arbeitende Lebewesen bestimmt. In diese Definition nimmt er alle traditionell überkommenen Auszeichnungen des Menschen hinein: Arbeit ist das Prinzip der Rationalität und ihre Gesetze, die in der Entwicklung der Produktivkräfte die Geschichte bestimmen, machen die Geschichte rational verständlich. Arbeit ist das Prinzip der Produktivität, sie stellt die eigentlich menschliche Welt auf Erden her. Und Arbeit ist in der absichtlich blasphemisch zugespitzten Formulierung von Engels, die nur viele Äusserungen von Marx selbst auf eine Formel bringt,6 »die Schöpferin des Menschen7
Hinter Marx’1 Lehre von den Interessen steht die Überzeugung, dass die2 einzig legitime Befriedigung eines Interesses in Arbeit liegt; und hinter dieser Überzeugung steht eine in3 allen seinen Schriften zu Grunde liegende Neu-Definition des Menschen, die das eigentlich Menschliche des Menschen nicht im Rationalen (animal rationale) und nicht im Herstellen von Gegenständen (homo faber) und nicht im Geschaffensein im Ebenbilde Gottes (creatura Dei) sieht, sondern gerade in dem, was diese Tradition einheitlich als für volles freies Menschsein disqualifizierend abgelehnt hat: im Arbeiten. Marx hat als erster den Menschen als ein animal laborans, als das arbeitende Lebewesen bestimmt. In diese Definition nimmt er alle traditionell überkommenen Auszeichnungen des Menschen hinein: Arbeit ist das Prinzip der Rationalität und ihre Gesetze, die in der Entwicklung der Produktivkräfte die Geschichte bestimmen, machen die Geschichte rational verständlich. Arbeit ist das Prinzip der Produktivität, sie stellt die eigentlich menschliche Welt auf Erden her. Und Arbeit ist in der absichtlich blasphemisch zugespitzten Formulierung von Engels »die Schöpferin des Menschen«.7
12
Was dieses neue Selbstverständnis des Menschen als eines animal laborans nun wirklich besagt und impliziert, können wir hier nicht weiter verfolgen. Es muss genügen, darauf hinzuweisen, dass es einerseits |6 auf das Genaueste dem entscheidenden gesellschaftlichen Ereignis der neueren Geschichte entspricht, die zuerst der Arbeiterklasse gleiche Bürgerrechte zugestand, um dann alle Tätigkeit des Menschen als Arbeit zu verstehen und als Produktivität zu interpretieren. Entscheidend ist hierbei, dass Marx in seiner Lehre von den Produktivkräften, welche auf menschlicher Arbeit beruhen, die Konfusion der klassischen Ökonomie1, welche niemals zwischen einfacher Arbeit, deren Erzeugnisse2 unmittelbar aufgebraucht3 werden, und dem Herstellen von Gegenständen im Sinne des homo faber unterschied,4 zu Gunsten der Arbeit sanktionierte5 und so der Arbeit eine Produktivität zusprach6, die sie niemals besitzt. Aber auch dieses glorifizierende Missverständnis der Arbeit7, das vor den elementar gegebenen Realitäten menschlichen Lebens die Augen schliesst8, entsprach noch aufs Genaueste den Bedürfnissen der Zeit. Diese Entsprechung ist natürlich der eigentliche Grund für die ausserordentliche Wirkung des Marxismus in allen Teilen der Erde.9 Dass hierbei im Rahmen der Tradition, in welchem sich Marx immer bewegte10, nicht gut etwas anderes herauskommen konnte, als eine neu gewendete deterministische Philosophie, welche in altgewohnter Weise irgendwo die Freiheit aus der Notwendigkeit,11 »notwendigerweise«, hervorgehen12 lässt, kann kaum Wunder nehmen, wenn man den wirklichen Zusammenhängen der Dinge nachdenkt. Denn Marx’ Glorifizierung der Arbeit hat keinen der Gründe beseitigt, welche die Tradition anzuführen wusste, wenn sie dem nur arbeitenden Menschen politische Gleichberechtigung und13 volle menschliche Freiheit aberkannte. Weder Marx noch die Einführung maschineller Arbeit haben das Faktum aus der Welt schaffen können, dass der Mensch zur Arbeit gezwungen ist, um zu leben, dass also Arbeit nicht eine freie und produzierende, sondern eine Zwangstätigkeit ist, die mit dem was uns zwingt, den Notwendigkeiten des schieren Lebendigseins zusammenhängt. Es war die Grösse17 Marx’, die Arbeit in den Mittelpunkt seiner Lehre gestellt zu haben, weil dies genau das war, wovon alle politische Philosophie, nachdem sie nicht mehr wagte, die Sklaverei zu rechtfertigen, die Augen abgewandt hatte. Damit ist aber die politische Frage, welche die Notwendigkeit der Arbeit im menschlichen Leben und ihre alles beherrschende Rolle in der modernen Welt an uns stellt, noch nicht beantwortet.
Was dieses neue Selbstverständnis des Menschen als eines animal laborans nun wirklich besagt und impliziert, können wir hier nicht weiter verfolgen. Es muss genügen, darauf hinzuweisen, dass es einerseits auf das Genaueste dem entscheidenden gesellschaftlichen Ereignis der neueren Geschichte entspricht, die zuerst der Arbeiterklasse gleiche Bürgerrechte zugestand, um dann alle Tätigkeit des Menschen als Arbeit |8 zu verstehen und als Produktivität zu interpretieren. Entscheidend ist hierbei, dass Marx in seiner Lehre von den Produktivkräften, welche auf menschlicher Arbeit beruhen, die Konfusion der klassischen Oekonomie1, welche niemals zwischen einfacher Arbeit, deren Erzeugnisse2 unmittelbar aufgebracht3 werden, und dem Herstellen von Gegenständen im Sinne des homo faber unterschied,4 zu Gunsten der Arbeit sanktionierte5 und so der Arbeit eine Produktivität zusprach6, die sie niemals besitzt. Aber auch dieses glorifizierende Missverständnis der Arbeit7, das vor den elementar gegebenen Realitäten menschlichen Lebens die Augen schliesst8, entsprach noch aufs Genaueste den Bedürfnissen der Zeit. Diese Entsprechung ist natürlich der eigentliche Grund für die ausserordentliche Wirkung des Marxismus in allen Teilen der Erde.9 Dass hierbei im Rahmen der Tradition, in welchem sich Marx immer bewegte10, nicht gut etwas anderes herauskommen konnte, als eine neu gewendete deterministische Philosophie, welche in altgewohnter Weise irgendwo die Freiheit aus der Notwendigkeit »notwendigerweise« entspringen12 lässt, kann kaum Wunder nehmen, wenn man den wirklichen Zusammenhängen der Dinge nachdenkt. Denn Marx’ Glorifizierung der Arbeit hat keinen der Gründe beseitigt, welche die Tradition anzuführen wusste, wenn sie dem nur arbeitenden Menschen politische Gleichberechtigung und13 volle menschliche Freiheit aberkannte. Weder Marx noch die Einführung maschineller Arbeit haben das Faktum aus der Welt schaffen können, dass der Mensch zur Arbeit gezwungen ist, um zu leben, dass also Arbeit nicht eine freie und produzierende, sondern eine Zwangstätigkeit ist, die mit dem was uns zwingt, den Notwendigkeiten des schieren Lebendigseins zusammenhängt. Es war die Grösse17 Marx’, die Arbeit in den Mittelpunkt seiner Lehre gestellt zu haben, weil dies genau das war, wovon alle politische Philosophie, nachdem sie nicht mehr wagte, die Sklaverei zu rechtfertigen, die Augen abgewandt hatte. Damit ist aber die politische Frage, welche die Notwendigkeit der Arbeit im menschlichen Leben und ihre alles beherrschende Rolle in der modernen Welt an uns stellt, noch nicht beantwortet.
Was dieses neue Selbstverständnis des Menschen als eines animal laborans nun wirklich besagt und impliziert, können wir hier nicht weiter verfolgen. Es muss genügen, darauf hinzuweisen, dass es einerseits auf das Genaueste dem entscheidenden gesellschaftlichen Ereignis der neueren Geschichte entspricht, die zuerst der Arbeiterklasse gleiche Bürgerrechte zugestand, um dann alle Tätigkeit des Menschen als Arbeit[metamark —————————————————————————————————————————————>] |8 zu verstehen und als Produktivität zu interpretieren. Entscheidend ist hierbei, dass Marx in seiner Lehre von den Produktivkräften, welche auf menschlicher Arbeit beruhen, die Konfusion der klassischen Oekonomie1, welche niemals zwischen einfacher Arbeit, deren Erzeugnis- se2 unmittelbar aufgebraucht3 werden, und dem Herstellen von Gegenständen im Sinne des homo faber unterschied,4 zu Gunsten der Arbeit sanktionierte5 und so der Arbeit eine Produktivität zusprach6, die sie niemals besitzt. Aber auch dieses glorifizierende Missverständnis der Arbeit7, das vor den elementar gegebenen Realitäten menschlichen Lebens die Augen schliesst8, entsprach noch aufs Genaueste den Bedürfnissen der Zeit. Diese Entsprechung ist natürlich der eigentliche Grund für die ausserordentliche Wirkung des Marxismus in allen Teilen der Erde.9 Dass hierbei im Rahmen der Tradition, in welchem sich Marx immer bewegte10, nicht gut etwas anderes herauskommen konnte, als eine neu gewendete deterministische Philosophie, welche in altgewohnter Weise irgendwo die Freiheit aus der Notwendigkeit »notwendigerweise« hervorgehen12 lässt, kann kaum Wunder nehmen, wenn man den wirklichen Zusammenhängen der Dinge nachdenkt. Denn Marx’ Glorifizierung der Arbeit hat keinen der Gründe beseitigt, welche die Tradition anzuführen wusste, wenn sie dem nur arbeitenden Menschen politische Gleichberechtigung und13 volle menschliche Freiheit aberkannte. Weder Marx noch die Einführung maschineller Arbeit haben das Faktum aus der Welt schaffen können, dass der Mensch zur Arbeit gezwungen ist, um zu leben, dass also Arbeit nicht eine freie und produzierende, sondern eine Zwangstätigkeit ist, die mit dem was uns zwingt, den Notwendigkeiten des schieren Lebendigseins zusammenhängt. Es war die Grösse17 Marx’, die Arbeit in den Mittelpunkt seiner Lehre gestellt zu haben, weil dies genau das war, wovon alle politische Philosophie, nachdem sie nicht mehr wagte, die Sklaverei zu rechtfertigen, die Augen abgewandt hatte. Damit ist aber die politische Frage, welche die Notwendigkeit der Arbeit im menschlichen Leben und ihre alles beherrschende Rolle in der modernen Welt an uns stellt, noch nicht beantwortet.
Was dieses neue Selbstverständnis des Menschen als eines animal laborans nun wirklich besagt und impliziert, können wir hier nicht weiter verfolgen. Es muss genügen, darauf hinzuweisen, dass es einerseits auf das Genaueste dem entscheidenden gesellschaftlichen Ereignis der neueren Geschichte entspricht, die zuerst der Arbeiterklasse gleiche Bürgerrechte zugestand, um dann alle Tätigkeit des Menschen als Arbeit zu verstehen und als Produktivität zu interpretieren. Entscheidend ist hierbei, dass Marx in seiner Lehre von den Produktivkräften, welche auf menschlicher Arbeit beruhen, die Konfusion der klassischen Ökonomie1, welche niemals zwischen einfacher Arbeit, deren Erzeugnisse2 unmittelbar aufgebraucht3 werden, und dem Herstellen von Gegenständen im Sinne des homo faber unterschied. Diese Konfusion hat Marx4 zu Gunsten der Arbeit sanktioniert5 und so der Arbeit eine Produktivität zugesprochen6, die sie niemals besitzt. Aber auch dieses glorifizierende Missverständnis, das vor den elementar gegebenen Realitäten menschlichen Lebens die Augen schließt8, entsprach noch aufs Genaueste den Bedürfnissen der Zeit. Dass hierbei im Rahmen der Tradition, in welchem sich Marx immer bewegt10, nicht gut etwas anderes herauskommen konnte, als eine neu gewendete deterministische Philosophie, welche in altgewohnter Weise irgendwo die Freiheit aus der Notwendigkeit »notwendigerweise« hervorgehen12 lässt, kann kaum Wunder nehmen, wenn man den wirklichen Zusammenhängen der Dinge nachdenkt. Denn Marx’ Glorifizierung der Arbeit hat keinen der Gründe beseitigt, welche die Tradition anzuführen wusste, wenn sie dem nur arbeitenden Menschen volle menschliche Freiheit und Gleichberechtigung14 aberkannte. Weder Marx noch die Einführung maschineller Arbeit gar15 haben das Faktum aus der Welt schaffen können, dass der Mensch zur Arbeit gezwungen ist, um zu leben, dass also Arbeit nicht eine freie und produzierende, sondern eine Zwangstätigkeit ist, die mit dem,16 was uns zwingt, den Notwendigkeiten des schieren Lebendigseins zusammenhängt. Es war die Größe17 Marx’, die Arbeit in den Mittelpunkt seiner Lehre gestellt zu haben, weil dies genau das war, wovon alle politische Philosophie, nachdem sie nicht mehr wagte, die Sklaverei zu rechtfertigen, die Augen abgewandt hatte. Damit ist aber die politische Frage, welche die Notwendigkeit der Arbeit im menschlichen Leben und ihre alles beherrschende Rolle in der modernen Welt an uns stellt, noch nicht beantwortet.
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1 Jenenser Realphilosophie, Ausgabe Meiner, Bd. XX, S.199
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1 Jenenser Realphilosophie, Ausgabe Meiner, Bd. XX, S.199
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